Moin Edgar, wir starten sportlich, weil du ja eine besonders spannende Vita hast: Was hat dich inspiriert, ursprünglich eine Karriere im Profi-Fußball zu verfolgen? Welche Erfahrungen haben dich dort besonders geprägt?
Das war damals so gar nicht geplant - meine Karriere als Profifußballer ergab sich Schritt für Schritt. Mit neun Jahren wurde ich überraschend von einem Scout von Werder Bremen entdeckt und wechselte mit zehn Jahren in deren Jugendmannschaft. Ich war nie der Überflieger, aber gut genug, um dabei zu bleiben. Ein Sichtungsturnier brachte dann den Durchbruch: Ich wurde mit fünfzehn Jahren in die Nationalmannschaft eingeladen, die Karriere nahm Fahrt auf. Mit der Zeit wurden jedoch Grenzen deutlich: Als Torwart fehlte mir etwas Körpergröße und mit zwanzig Jahren wurde ich zudem das erste Mal Vater. Das brachte mich dazu, mein Leben neu zu überdenken. Statt einer unsicheren Zukunft im Fußball entschied ich mich für eine Ausbildung.
Der Übergang vom Fußball ins Berufsleben war hart. Ich war vom “gefeierten Spieler” plötzlich Berufseinsteiger geworden und musste komplett neu anfangen. Rückblickend war das jedoch wichtig: Ich lernte, den Prozess zu respektieren, geduldig zu sein und mein Ego in Balance zu halten. Der Sport lehrte mich auch, Kritik auf einer sachlichen Ebene zu betrachten, ohne meinen Wert als Mensch infrage zu stellen.
Erst Profifußballer, dann Inhaber eines eigenen, kleinen Unternehmens. Wie verlief dein Weg vom Profisport zur Selbstständigkeit und schließlich in die Windbranche?
Nach meiner Fußballkarriere absolvierte ich eine Ausbildung zum IT-Systemkaufmann und landete schnell durch einen Headhunter in einem großen Unternehmen. Mit Mitte zwanzig leitete ich bereits große Projekte, musste aber viel aufholen, da mir die Erfahrung fehlte. Nach einigen Jahren hatte ich zwar das Know-how, der Weg dorthin war aber hart.
2019 wagte ich den Schritt in die Selbstständigkeit – ein schwieriger Start mit neun Monaten ohne Einkommen. Durch Zufall kam ich zur Personalvermittlung, wo es sofort lief. Ich baute eine Agentur mit bis zu zehn Mitarbeitenden auf und arbeitete für große Kunden wie BMW und Hugo Boss, aber auch für viele kleinere Unternehmen.
Irgendwann merkte ich jedoch, dass mir die Arbeit als alleiniger Verantwortlicher nicht genug gab. Ich wollte wieder Teil eines Teams sein. Über Linkedin fand ich die Stelle bei der Deutschen Windtechnik. Nach einem Gespräch mit meiner jetzigen Kollegin Jorina war klar: Das ist genau das Richtige für mich. Die Windbranche ist zwar neu für mich, ich fühle mich hier aber schon jetzt – nach kurzer Zeit – wie zu Hause.
Talent Acquisition – was genau macht ihr eigentlich? Welche Chancen siehst du in der Windbranche?
Unsere Aufgabe im Team – mit Jorina, Lisa und mir – ist es, auf die veränderte Dynamik des Arbeitsmarkts zu reagieren. Früher reichten Stellenanzeigen aus, um Talente zu gewinnen, doch heute herrscht ein Arbeitnehmermarkt: Mehr Stellen als qualifizierte Bewerber*innen. Deshalb gehen wir einen anderen Weg: Wir sprechen Talente aktiv an, bevor sie überhaupt nach neuen Jobs suchen und stärken die Sichtbarkeit der Deutschen Windtechnik als Arbeitgeberin. Unser Ziel: Wenn der Moment für einen Jobwechsel kommt, sollen die Leute denken: „Die Deutsche Windtechnik – da will ich hin.“
Die Branche der Erneuerbaren Energien boomt – das ist unsere Chance. Dennoch sind wir als Arbeitgeberin oft noch abstrakt – nicht jede*r erkennt sofort, welche Möglichkeiten wir bieten. Darum gehen wir frühzeitig in den Dialog, ob in Schulen, Universitäten oder mit Partnern. Gemeinsam mit dem Deutsche Windtechnik Campus machen wir die Arbeit in der Windenergie sichtbar, inspirieren und informieren. So gewinnen wir Talente und stärken das Bewusstsein für unsere zukunftsweisende Branche.
Was motiviert dich persönlich bei deiner täglichen Arbeit?
Seit über einem halben Jahr bin ich nun dabei, und es gab keinen einzigen Tag, an dem ich nicht mit Begeisterung zur Arbeit gegangen bin. Warum? Ganz einfach: wegen der Menschen, mit denen ich zusammenarbeite. Jede und jeder einzelne im Team ist großartig. Die Kommunikation läuft auf Augenhöhe, die Zusammenarbeit ist motivierend. Niemand bremst oder blockiert. Und selbst, wenn es mal unterschiedliche Meinungen gibt, sehe ich das als einen der größten Pluspunkte. Kontroverse Diskussionen machen Spaß und führen zu besseren Ergebnissen. Es herrscht bei uns eine Art „Ideen-Demokratie“: Es zählt allein die Qualität einer Idee – völlig unabhängig davon, wer sie eingebracht hat. Wenn sie gut ist, wird sie umgesetzt.
Genau das motiviert mich täglich: Die Chance, gemeinsam mit den richtigen Leuten etwas wirklich Großartiges aufzubauen. Bereichsübergreifend, mit einem starken Team, das an einem Strang zieht.