Wir haben den internationalen Frauentag am 08. März als Anlass genommen, hinter die eigenen Kulissen zu schauen: Wie geht es den Kolleginnen bei der Deutschen Windtechnik, die in einer technischen Disziplin arbeiten? Zwei Servicetechnikerinnen, eine Teamleiterin der Distribution sowie zwei Kolleginnen der IT gaben uns Einblicke in ihren Arbeitsalltag. Eines steht fest: Alle zusammen tragen dazu bei, dass Frauen der nächsten Generationen der Zugang zu diesen spannenden Berufen immer leichter fallen wird.
Servicetechnikerinnen Annika und Lea-Marie
„Ich hätte in der Schule nie gedacht, dass ich was mit Elektrik mache – eher Sport und Soziales“, erzählt Annika, die seit drei Jahren bei der Deutschen Windtechnik als Servicetechnikerin arbeitet. So startete sie nach der Schule mit einem Sozialen Jahr. Aber hoppla – was kam dort ans Tageslicht? Als sie außerplanmäßig einen Haustechniker bei seiner Arbeit unterstützen sollte, klappte das hervorragend! „Ich habe den richtig gut supportet und Spaß gehabt“, erzählt Annika. „Mein Interesse am Handwerk war geweckt, sodass ich beschlossen habe, eine Ausbildung zur Elektrotechnikerin zu machen.“ Das war im Jahr 2018.
Als ihr nach der Ausbildung ein Bekannter zufällig von seinem Job als Offshore-Servicetechniker erzählt hat, fand sie das sehr spannend. Mit ihrer Arbeit auch einen kleinen Teil zur Energiewende beitragen zu können, stellte für sie das i-Tüpfelchen dar, woraufhin sie sich weiter informierte und bewarb.
Zur Deutschen Windtechnik kam sie 2022: „Hier konnte ich alles lernen, was mich speziell für die Windenergietechnik qualifiziert hat!“ Annika gehörte damals – wie heute – zu den ersten Frauen, die sich die Wartung von Windenergieanlagen zum Beruf auserkoren haben. Heute sind es immerhin zwölf Frauen unter 873 männlichen Kollegen: fünf Servicetechnikerinnen und sieben weibliche Mechatronik-Auszubildende.
„In den zwei Jahrzehnten Deutsche Windtechnik gab es hin und wieder Frauen, die den Schritt in die Servicetechnik und Seilzugangstechnik gegangen sind. Dass wir jetzt einen leichten aber wachsenden Anstieg verzeichnen können, finden wir sehr gut, auch wenn es mit Blick auf unsere Gesellschaft natürlich noch zu wenige sind!” sagt Matthias Brandt, Vorstand Deutsche Windtechnik.
Was unterscheidet eine Servicetechnikerin von ihren männlichen Kollegen?
Wie gestaltet sich die Arbeit einer Servicetechnikerin? Gibt es „geschlechterspezifische“ Besonderheiten? Wir fragen bei Annika nach: „Ich als Servicetechnikerin habe die gleiche Arbeit zu verrichten wie meine männlichen Kollegen und das finde ich auch gut so. Wenn alles passt, ist das Zusammenarbeit auf Augenhöhe und klappt meist sehr gut. In den ersten Jahren war ich in einem festen Team mit einem männlichen Kollegen, im Moment bin ich Springerin, auch das funktioniert gut. Mit einer Frau war ich noch nie im Serviceteam unterwegs. Das muss aber auch nicht.“
Wir wollen mehr wissen: Gibt es sie nicht doch irgendwo, zumindest feine Unterschiede? Annika: „Manchmal teilt man sich die Arbeit sinnvoll auf. Da ich eher von kleinerer Statur bin, kann ich in engen Räumen, zum Beispiel in die Nabe, gut klettern. Wenn Männer von großer Statur im Team sind, tragen sie tendenziell auch schon mal mehr als ich, wenn wir nicht sowieso den Kran oder Flaschenzüge nutzen. Aber es gibt natürlich auch kleinere Männer und größere Frauen – insofern kann man das nicht verallgemeinern.“
So sieht das auch Lea-Marie, die seit vergangenem Jahr bei der Deutschen Windtechnik als Servicetechnikerin anheuert: „Die Arbeit wird generell gut aufgeteilt: Wir bereiten die Werkzeuge, Ersatzteile und Hilfsmittel im Sprinter vor und kranen sie dann hoch. Man schleppt sich ja nicht ab.“
Dann fällt Annika doch noch ein Unterschied ein: „Nach meiner Erfahrung können Frauen empfindlicher hinsichtlich der klimatischen Bedingungen sein.“ Im Winter sei es zum Teil sehr kalt in der Höhe. Die Hitze im Sommer hingegen sei für sie persönlich kein Problem – vielleicht eher für manche Männer?
Das bestätigt auch Lea-Marie: „Im Winter muss ich mich mit Thermowäsche gut einpacken. Da ist es von Vorteil, dass die Kleidung für uns Frauen leicht zu groß sein kann und man mehreres übereinander trägt. Drei Paar Strümpfe wegen Kälte kam bei mir auch schon vor.“
Spezielle sanitäre Einrichtungen gäbe es auf der Anlage nicht, zum Teil ständen mobile Toiletten in den Windparks. „Das ist aber kein Problem und machbar“, finden beide.
Und wie sieht es mit doofen Sprüchen oder Ähnlichem aus?
„Nur, weil ich eine Frau bin, musste ich mir bei der Deutschen Windtechnik noch nichts anhören“, stellt Annika fest. „Aber während meiner Ausbildung zur Elektrotechnikerin war das auf jeden Fall ein Thema. Da war es sehr wichtig, dass mir die dortigen Geschäftsführer den Rücken gestärkt haben. Das war schon teils eine harte Schule.“
So ging es auch Lea-Marie: Sie musste die Kfz-Werkstatt, die sie zur Kfz-Mechatronikerin ausbilden sollte, sogar wegen Vorurteilen gegen Frauen wechseln. Zu oft wurden ihr als Frau nur die einfachen Aufgaben überlassen. „Bei der Deutschen Windtechnik hingegen habe ich das Gefühl, das man mir was zutraut. Man kann immer fragen, immer anrufen. Es ist so wie in einer großen Familie. Das habe ich gestern auch wieder auf dem größeren Teamtag erlebt: Da saßen wir zusammen, 16 Leute, davon zwei Frauen, haben zusammen gegessen, jeder hat sich mit jedem unterhalten – das ist einfach cool!“
Als weibliche Führungskraft in einem männerdominierten Umfeld
Szenenwechsel: Judith sitzt früh am Morgen mit Headset im Büro, vertieft in einen Status von Fehlermeldungen. Um sie herum: ausschließlich Männer.
Judith ist Team Lead Field Operations, Area West. Ihre Aufgabe ist es, die 96 Servicetechniker und eine Servicetechnikerin ihres Einsatzgebietes zu „disponieren“. 1.200 Anlagen müssen regelmäßig gewartet werden. Hinzu kommen kurzfristig angesetzte Entstörungs- und Reparatureinsätze, die einen intensiveren Austausch zwischen den Serviceteams, der Technik, der Materialversorgung und ihr erfordern. Auch Gespräche mit Mitarbeitenden gehören zu Judith's Aufgaben als Führungskraft.
„Anfangs musste ich mich hier ganz schön beweisen. Ich war frisch in den fachlichen Bereich gewechselt, ich war jung und: Ich war eine Frau!“ Heute lacht sie darüber: „Inzwischen respektieren mich alle. Ich habe mein technisches Sachverständnis gefestigt und ich kann auch mit jedem einzelnen gut umgehen.“
Das zeugt von viel Talent für einfühlsame Kommunikation – was man Frauen ja gerne als Stärke per se zugesteht. Bei Judith steckt da auch viel Arbeit hinter: „Weil mir die persönliche Ansprache so wichtig ist, habe ich anfangs meine Servicetechniker*innen auf ihren Sicherheitswochen oft in Viöl besucht. Wir nutzen im Alltag viel Microsoft Teams und ich fahre auch raus ins Feld, um im direkten Austausch zu sein.“
Und wenn mal unangenehme Sachen oder Kritik angesprochen werden müssen – fällt das gegenüber Männern schwerer? „Ich erinnere mich, dass ich anfangs nicht zickig rüberkommen wollte. Aber auch da bin ich reingewachsen und habe dann auch irgendwann bewusst losgelassen. Ich habe gemerkt, dass das Gespräch, vor dem ich ursprünglich Bammel hatte, total in Ordnung war!“
Dabei unterstützt hat sie auch ein von der Deutschen Windtechnik angebotenes Coaching für Führungskräfte. „Manchmal muss man schon ein dickes Fell haben und auch mal Stopp sagen. Ich habe mich aber inzwischen sehr gut eingelebt.“
Über weitere Frauen im Team würde sich Judith trotz alledem sehr freuen: „Vielen Frauen ist gar nicht bekannt, was man in der Disposition so macht. Man kann sich hier gut weiterentwickeln. Aber auch die Windbranche allgemein hat riesiges Potenzial – insbesondere für Frauen!“
Der hohe Anteil an Frauen in der IT ist wegweisend
Davon sind auch Nadja und Hilal überzeugt. Beide arbeiten als IT-Programmiererinnen bei der Deutschen Windtechnik, wenn auch in komplett unterschiedlichen Bereichen.
Nadja hat die vergangenen Jahre bei der Steuerung die Software für das BNK-System (Bedarfsgesteuerte Nachtkennzeichnung) wesentlich vorangebracht. Mittels ihrer Programmierarbeit gelangen die Daten der einzelnen BNK-Standorte zu einem großen Server, mit dem die Daten überwacht und evaluiert werden, um zum Beispiel Verfügbarkeiten zu berechnen.
Hilal hingegen gehört zum Team Collaborative Work, das innerhalb der IT-Abteilung bei der Deutschen Windtechnik AG agiert. Ihre Profession ist die Programmierung von automatisierten Workflows für Anwendungen in Microsoft Teams und Sharepoint, die zum Beispiel die Dokumentenablage oder Genehmigungsprozesse erleichtern.
Während es Hilals erste feste Anstellung ist, hat Nadja vor der Deutschen Windtechnik bereits zehn Jahre im Site-Assessment gearbeitet. „Schon im Studium für Umweltwissenschaften habe ich mich mit Software und Tools beschäftigt, um automatisiert Klima- und Wetterdaten auszuwerten. Jetzt bei der Deutschen Windtechnik programmiere ich nur noch Software. Eine Affinität zur Hardware habe ich gar nicht – da dachte ich erst, das unterscheidet mich so ein bisschen von den Männern, die mit Soft- und Hardware aufgewachsen sind. Aber das ist gar nicht so. Alle sind froh über Software-Entwickler*innen, die Spaß am Programmieren haben und das können.“
Und was braucht es an Fähigkeiten, um Software zu programmieren?
„Logisches Denken, Abstraktionsvermögen und ganz wichtig: eine hohe Lernbereitschaft. Ich lerne zum Beispiel gerade noch eine neue Programmiersprache”, bringt es Nadja auf den Punkt, die im Privatleben auch Mutter von einem 16-jährigen Sohn ist. „Und wenn es mal Rückschläge gibt, helfen Neugierde und Offenheit, wieder nach vorne zu schauen.“ In ihrem Team für Softwareentwicklung, in das sie kürzlich intern gewechselt ist, ist sie die einzige Frau.
Das sieht bei Hilal schon ganz anders aus: Mehr als 30 Prozent (7 von 23) der IT-Abteilung sind Frauen, wobei die Mehrheit im IT-Projektmanagement arbeitet. Hilal: „Ich denke, das hat viel mit Erziehung zu tun, mit welchen Rollenbildern man aufgewachsen ist. Ich habe mich in der Schule lange anders gefühlt, weil ich ein bisschen “nerdiger” unterwegs war und Interesse am Gaming und an Animes hatte.
Aber das hat sich geändert: Heute ist es cool und jede*r redet über Animes. Ich habe die Entwicklung quasi am eigenen Leib mitbekommen, das war witzig zu beobachten. Ich würde mir wünschen, dass Programmieren schon frühzeitig standardmäßig in der Schule gelehrt wird. Das ist wirklich ein wichtiger Punkt, dass man das Interesse früh genug weckt. Denn ich bin überzeugt: Es gibt viele Frauen, die großes Talent dafür haben und das gar nicht wissen!“
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