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Energiewende und Service gehen Hand in Hand

20 Jahre Deutsche Windtechnik heißt gleichzeitig mindestens zwei Jahrzehnte unabhängige Instandhaltung für Windenergieanlagen. Vor welchen Herausforderungen stand der Servicemarkt in dieser Zeit und wo liegen die Trends der Zukunft? Dazu befragten wir Prof. Dr.-Ing. Carsten Fichter, der auf den Gebieten Windenergietechnik, Speichertechnik und Energiewirtschaft an der Hochschule Bremerhaven lehrt.


Prof. Dr.- Ing. Carsten Fichter begeistert sich in der grünen Energietechnik insbesondere für die Ausbildung von jungen Menschen.

Herr Professor Fichter, am Anfang ganz direkt gefragt: Hat guter Service einen Einfluss auf den Erfolg der Energiewende? 

Ja, unbedingt. Geht man von etwa 30 bis 35 Jahren Laufzeit eines Windpark-Projektes aus – also von der Idee über Planung, Bau, Betrieb bis hin zum Abbau oder Repowering – umfasst die Betriebszeit davon etwa 20 bis 25 Jahre. Das heißt, mehr als 70 Prozent der gesamten Projektlaufzeit muss nach den Anlagen geschaut werden. Denn nur eine funktionstüchtige Anlage kann auch die Strommengen produzieren und einspeisen, für die ich mein Geld investiert habe. Guter Service mit einer hohen Verfügbarkeit ist die Voraussetzung für einen hohen Stromertrag der Anlagen, mit dem der Windpark Geld verdient. Auf diesem Weg gibt es unterschiedliche Servicekonzepte. Es lässt sich darüber diskutieren, wo da die Zukunft hingeht.  

Warum findet diese Verknüpfung in der Öffentlichkeit wenig Aufmerksamkeit? 

Das ist ein Thema der Wahrnehmung. Die Monteurinnen und Monteure sind quasi von außen unsichtbar, wenn sie in der Anlage arbeiten. Die Windenergieanlage hingegen ist das, was erkennbar in der Landschaft steht und die Blicke auf sich zieht. Vergleichbar zum Service gibt es in der Windenergie sehr viele weitere Nebenschauplätze und Dienstleistungen, die wenig wahrgenommen werden und doch elementar für das Funktionieren der Windenergieanlage sind: z.B. die Kabel in der Erde, das Fundament oder das Umspannwerk. Ohne all diese Dinge, wie z.B. den Service, würde die Anlage keinen Strom einspeisen können, aber Sie sind, wie gesagt nicht so glamourös wie die Windenergieanlage und oft unsichtbar. 

Mit welchen Herausforderungen hatte die Servicebranche bisher zu kämpfen, um ihrer zentralen Bedeutung gerecht zu werden?  

Aus meiner Sicht war es vor allem das schnelle Wachstum: Innerhalb von wenigen Jahren gab und gibt es weiterhin viele neue Anlagentypen und damit verbunden eine schnell wechselnde Produktpalette. Serviceunternehmen mussten in kürzeren Abständen alles rund um die neue Anlage integrieren. Gerade für ISPs ist dabei die größte Herausforderung, an Know-how und Kompetenzen für die neue Anlage ranzukommen. Das betrifft vor allem die Ersatzteile und die Steuerung. Für die Ersatzteile hat sich inzwischen ein Markt entwickelt. Die Deutsche Windtechnik entwickelt und produziert dabei selbst Bauteile nach, auch Leistungselektronik, das ist bemerkenswert. Aber auch für den Herstellerservice ist es teilweise eine große Herausforderung, dieMarktdurchdringung und die Produktpalette aufrecht zu erhalten. Der eingeschränkte Zugang zur Steuerung ist allerdings für ISPs ein großes Thema geblieben. Dabei kann man das nur befürworten: Wenn die ISPs umfassenderen Zugang zu der Anlagensteuerung haben, haben Betreiber*innen die Chance, auch Verbesserungen und Alternativen einbauen zu lassen. Weitere große Servicethemen der letzten Jahre waren die Preise und die Flexibilität bei der Vertragsgestaltung in Sachen Verfügbarkeit sowie der flächendeckende Ausbau der Servicenetze und die Schnelligkeit im Service. Und nicht zu vergessen, die Erschließung neuer Märkte und dazu passender Servicestrategien. Dazu gehört auch der Offshore-Wind. Das war ein ganz neuer Markt, der entwickelt werden musste.  

Haben die ISPs den Servicemarkt verändert?  

Der Vorteil an unabhängigen Servicedienstleistern ist ganz einfach, dass es ohne sie keinen Markt geben würde! Es war wichtig den Markt zu öffnen, damit die Betreiber*innen eine Alternative haben. Wir hätten eine monopolistische Stellung der Hersteller für Ihre Anlagentypen, wenn neben dem Bau auch der Service allein in der Hand der Hersteller bleiben würde. Mit den Anlagen übergreifenden Angeboten der ISPs besteht eine Konkurrenz-Situation – mit all ihren kostensenkenden Vorteilen für die Betreiber*innen. ISPs sind aber auch wichtig, um eine größere Diversifizierung zu haben, wenn ein Anbieter mal wegbricht. Typische Beispiele dafür waren die Insolvenz von Senvion und die operative Stilllegung der Bard-Gruppe. Ohne die Deutsche Windtechnik hätte es nicht viele Möglichkeiten gegeben, deren Leistungen zum Beispiel für die Senvion Anlagen im Offshore-Windpark Nordergründe aufzufangen.  

Wie wird sich die Servicebranche aufstellen müssen, um mit dem Ausbau der Windenergie in Zukunft Schritt halten zu können?  

Das Hauptthema sind die Fachkräfte. Die Deutsche Windtechnik hat ja einen sehr guten Ausbildungsschnitt wie mir bei unserer letzten Exkursion zur Deutschen Windtechnik mitgeteilt wurde. Aber im Bereich der Ingenieur*innen sieht es immer schwieriger aus und das bundesweit. Die Firmen dürfen nicht dem Trugschluss unterliegen, dass es ausreicht, für ihre Berufsbilder erst an Hochschulen oder den Ausbildungsstätten zu werben. Das sollte früher in den Schulen anfangen. Den Jugendlichen ist häufig nicht klar, dass sie in der Schule Fächer lernen, welche so im Berufsleben nicht direkt vorkommen, sondern Fachkombinationen. Hier sollte frühzeitig angesetzt und das fächerübergreifende Lernen gelehrt werden. Essenziell wichtig in Sachen Fachkräftesicherung sind außerdem Menschen mit ausländischem Hintergrund. Wir haben eine immer größere Internationalisierung in Deutschland. Das sehen wir auch in unseren Kursen, in denen immer mehr Englisch gesprochen wird. Auch Unternehmen sollten sich umstellen und mehr Englisch in den Berufsalltag einbinden, um mehr Fachkräfte an Bord zu holen. 

Zweites großes Thema ist die intelligente Nutzung von Daten, indem man sie intelligent mit der Hardware verknüpft. Eines der Ziele ist es, dass ich die Problemlage bei einer Fehlermeldung bereits vor einem Serviceeinsatz digital simulieren kann. Ergibt die Analyse, dass ein Bauteil getauscht werden muss, kann das Serviceteam, bestückt mit dem richtigen Bauteil, die Anlage direkt nur einmal anfahren. Die intelligente Verschaltung von Daten war auch Schwerpunkt unseres Forschungsprojektes „Good Practice Betrieb Windenergie – GoodWind“*, das die Hochschule Bremerhaven 2017 bis 2020 gemeinsam mit der Deutschen Windtechnik, den wpd windmanagern und der Nordwest Assekuranz durchgeführt hat. Im Ergebnis zeigte sich, dass eine engere digitale Verschaltung von Service, Betriebsführung und Versicherung klare Synergieeffekte freisetzt. Schäden können noch frühzeitiger erkannt werden, was wiederum Kosten senkt und CO2 einspart. Von den Betriebskosten gehen etwa 60-70 Prozent auf die Instandhaltung zurück. Wenn alle Beteiligten frühzeitiger erkennen, dass etwas kaputt ist, kann der Service in Summe günstiger werden.  

Welche Trends und Entwicklungen werden sich darüber hinaus im Service verstärken? 

Da gibt es einige, die wir hier nur stichwortartig anreißen können. Energieversorger zum Beispiel werden vermehrt ihr eigenes Knowhow aufbauen. D.h. ISPs werden zu Zulieferern von Produkten und (Wo)Manpower und die Energieversorger organisieren die Einsätze selbst. Das wird eine Herausforderung werden. Zukünftig wird es einen neuen Markt für den Verkauf von „End of Life-Produkten“ geben. Das sind Bauteile, die wir nachproduzieen müssen, weil sie nicht mehr gebaut werden, darunter einiges an Leistungselektronik. Die Internationalisierung wird noch einmal an Fahrt aufnehmen, das zeigt gerade der Blick auf China, weitere asiatischen Märkte und den US-Markt. China baut in einem Jahr so viele Anlagen wie wir in 20 Jahren – mehr oder weniger. Es handelt sich um viel größere Parks, die Servicekultur ist eine ganz andere und das zu tragende Risiko sollte genau evaluiert werden. Ein weiterer Punkt betrifft die Vertragsgestaltung: Bisher arbeitet man ja vor allem mit Basis- und Vollwartung. Vielleicht koppeln wir das in Zukunft mehr mit Versicherungen und erhalten in der Summe finanzielle Vorteile. An Bedeutung gewinnen wird auch der ganze „Second-Life-Markt“ für die Aufbereitung von Aggregaten. Da gibt es bereits große Plattformen, aber vielleicht steigen auch die Servicefirmen verstärkt in den Markt ein. Das heißt, dass zum Beispiel Getriebe oder Leistungselektronik nicht nur für den eigenen Bedarf, sondern auch für andere Firmen überarbeitet werden. Das knüpft auch an das wichtige Thema Nachhaltigkeit an: Im bereits erwähnten Forschungsprojekt „GoodWind“ zeigte sich , dass ein frühzeitig erkannter Lagerschaden mit folgendem Lageraustausch deutlich weniger CO2-Emissionen freisetzt, als wenn zu lange gewartet wird und das ganze Getriebe getauscht werden muss. Gleichzeitig steht die Anlage auch länger still, wenn ein Getriebe kaputt ist, was auch noch einmal die CO2-Emissionen ansteigen lässt, da Ersatzkraftwerke wie Steinkohlekraftwerke laufen müssen. Die Sensibilisierung der Mitarbeitenden im Service für diese Zusammenhänge ist sehr wichtig. 

Herr Professor Fichter, vielen Dank für die spannenden Einblicke!  

 

*Quelle: www.hs-bremerhaven.de/de/forschung/projekte/goodwind

 
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